Ostbevern, Germany review 2014
November 11, 2014
Ostbevern, Germany
Von Axel Engels
Zum 25-jährigen Jubiläum des Vereins „Loburger Schlosskonzerte“ gab man sich am Sonntagabend im Rittersaal ganz „amerikanisch“.
Als Ehrengast konnte auch Leo Wolters, der das erste Konzert am 9. November 1958 organisiert hatte, an diesem Abend durch die exquisite Musizierkunst des „Cypress String Quartet“ aus San Franciso, Kalifornien, erleben, welch hohes Niveau diese Konzertreihe erreicht hat.
Dabei erlebten die etwas über 50 Musikliebhaber, dass ein amerikanisches Streichquartett aus einer ganz anderen Tradition heraus spielt als man es von vielen europäischen Ensembles gewohnt ist. Schon die Platzierung der einzelnen Musiker fiel sofort auf, die Cellistin Jennifer Kloetzel saß zwischen Tom Stones an der 2. Violine und Ethan Filner an der Viola. Dadurch ergab sich ein sehr farbenreicher Klang, bei dem das Violoncello viel mehr als tragendes Element fungieren konnte. Auch von dem dynamischen Spektrum und den metrischen „Freiheiten“ spielte das „Cypress String Quartet“ viel ungezwungener und freier.
Sehr klar und ausdrucksstark konnte Cecily Ward an der 1. Violine bei den vier Stücken aus dem Zyklus „Zypressen“ von Antonin Dvořák die lyrischen Melodien sehr transparent über dem differenzierten Ensembleklang erstrahlen lassen.
Bei der N.12 „Und fragst Du mich, warum mein Sang“ bestach das Ensemble durch seine markante Spielweise und bei der N.3 „Im süßen Bann von deinem Blick“ konnteman ins Träumen geraten.
Das „Cypress String Quartet“ hatte aber auch Musik amerikanischer Komponisten dabei, wobei das neuromantische „Streichquartett op.11“ von Samuel Barber wie für die vier Musiker geschrieben schien. Mit Bravour und äußerster Präzision konnten sie die drei Sätze in ein ganz lebendiges Gewand kleiden, war das Publikum begeistert von dem lyrisch bestimmten Stil und genoss die bis ins kleinste Detail ausgewogenen Interpretation.
„Modernere“ Werke mit ihren innovativen Klängen finden eben immer ein aufgeschlossenes Publikum, wenn sie auf solch hohem Niveau musiziert werden. Mit den „Two Sketches Based on Indian Themes, A.99“ von Charles Tomlinson Griffes konnte das Quartett wahrlich klangmalerische Bilder vor dem inneren Auge der Zuhörer erschaffen. Im melancholischen „Lento e mesto“ und dem tänzerisch angelegten „Allegro giocoso“ zeigte sich dieser impressionische Ansatz deutlich, hier hatte Charles Tomlinson Griffes nach traditionellen indianischen Melodien zwei wirklich inspirierende Werke geschaffen, die bei solch gefühlvoller Musizierkunst vom Publikum begeistert aufgenommen wurden.
Etwas schwerer taten sich die Musikliebhaber vielleicht mit dem „Lento Assai“ von Kevin Puts. Diese sehr statische und eher mit Klangschichtungen durchzogene Auftragskomposition Kevin Puts für des „Cypress String Quartet“ war in seinem innovativen Ansatz beim einmaligen Hören wohl doch schwer zu durchdringen. Aber dafür wurde das Publikum am Ende noch mit einer brillanten Wiedergabe des „Streichquartett F-Dur op. 96“ von Antonín Dvořák verwöhnt. Man genoss die vier Sätze, die mit charakteristisch „amerikanischen“ Elementen durchsetzt waren.
Besonders im „Lento“ erklang in einer besonders innigen Art, erstrahlte die wunderbare Melodie in all ihrem Glanz über den filigranen Begleitfiguren. Das „Cypress String Quartet“ spielte mit einer Ausdrucksstärke, bei der die musikalischen Aussagen jenseits des reinen Notentextes noch intensiver erklangen.
Vielleicht mag diese „amerikanische“ Art für Puristen etwas extrovertiert erscheinen, aber eine Bereicherung der eigenen Hörgewohnheiten war diese Konzert mit der fesselnden Spielkultur des Quartetts auf jeden Fall.
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